Die Mittwoche
Die hochmotiviertesten Chiller der JDAV melden sich zurück!
Vier Tage auf (eher in) der Darmstädter Hütte:
Essen: fan(ta)tastisch, Betten: gemütlich, Frühstück und Nachtruhe: zu früh, Umgebung: weiß oder grau…mehr können wir dazu nicht sagen, Hüttenwirte: mega-hammer-heftig-gut.
Wieder einmal planten die Abseiler eine krasse Tour. Nach der anstrengenden Zugfahrt betrachteten sie die schneebedeckten Berge Anfang September und stellten voller Schrecken fest, dass sie komplett falsch gepackt hatten. In St. Anton angekommen mussten sie sich auf den Schreck erstmal hinsetzen und vespern. Total motiviert ließen sich die Abseiler daraufhin das erste Drittel des Weges ganz gemütlich hochfahren. Das ersparte ihnen Angst, Schweiß, Blut und Tränen – und eine Stunde Gehzeit. Daraufhin schleppten sie das tonnenschwere Klettermaterial bis zum schneeumrandeten See, an dem sie ihre zweite notwendige Essenspause einlegten. Zwei mutige Bergsteiger stürzten sich in die eiskalten Tiefen des Bergsees. Den restlichen Weg stiegen die Abseiler mühsam nach oben. Höhenmeter um Höhenmeter erkämpften sie sich die versprochenen Knödel.
Da am Mittwoch schlechtes Wetter vorhergesagt war, beschlossen die Abseiler montags, den Mittwoch in der Hütte zu verbringen. Dennoch lebten sie den Dienstag bereits wie den Mittwoch: Immer noch total überanstrengt legten sie sich nach dem (für sie) viel zu frühen Frühstück direkt wieder ins Bett. Erst gegen Mittag krochen sie einer nach dem anderen aus ihren Schlafhöhlen heraus und trafen sich zum großen Mensch-ärgere-dich-nicht-Match und Mittagessen. Der männliche Part der Gruppe war danach kreativ genug eine Schnitzeljagd vorzubereiten. Mit spannenden Aufgaben wie im See versenkten Rätseln, dem Bau von Olafs Schnee-Freundin und dem Suchen nach Hinweisen beschäftigten sie den Rest der Gruppe für eine ganze halbe Stunde. Aber zu viel frische Luft schadet ja, die Abseiler kehrten schnell wieder zum Kartenspielen in der Hütte zurück. So zockten sie den ganzen Abend. Langsam leerte sich der Gastraum, doch erst als Andi sie höflich hinausschmiss dachten sie ans Zubettgehen.
Dann kam der Mittwoch. Und Mittwoch war wie geplant Mittwoch, obwohl das Wetter (ein wenig) besser war als gedacht. Das war der Stammtisch-Zockerrunde jedoch egal, denn es herrschte Krieg! Mit jeder Karte wurden die Gegner in Grund und Boden gestampft, die Gesichter verkniffener, die Blicke hasserfüllter und die gegenseitigen Beschimpfungen kreativer. Aufhören ging nicht. Wie besessen spielten sie weiter und weiter. Selbst der nagende Hunger konnte sie nicht stoppen. Dann endlich die Erlösung. Völlig erschöpft schleppten die Abseiler sich zu ihren Vesperbroten. Als sie jedoch vom Hüttenwirt mit Kaiserschmarrn überrascht wurden, kamen sie schnell wieder zu Kräften und der Teller war in 3 Sekunden leergeputzt und abgeschleckt. So vollgegessen kann man natürlich nichts mehr machen. Um wenigstens von außen aktiv zu erscheinen, starteten die Abseiler einen halbherzigen Boulder-Versuch am Hütteneingang, suchten jedoch vergeblich nach Henkeln und kehrten abends wieder zum bewährten Kartenspielen zurück. Bei „UNO EXTREME“ schwitzten sie mehr als bei jeder Wanderung!
Schon ganz im Trott der Tage begann der Donnerstag wie immer: im Halbschlaf sich das Müsli reinlöffeln (wer die Abseiler einmal vollkommen still erleben möchte, hat morgens super Chancen!), dann gemütlich Karten spielen. Nach dem Mittagessen waren die Wolkenfelder allerdings vorbeigezogen und jetzt gab es keine Ausrede mehr: DIE ABSEILER MUSSTEN RAUS!!!!!!!!!!!!!!!!!
Und da standen sie nun: allein in der Wildnis, völlig orientierungslos – der ganze Schnee war auf einmal weg – meilenweit von jeglicher Zivilisation entfernt…
… Im 20 Minuten von der Hütte entfernten Bouldergebiet schauten sie sich das Geröllfeld mit den Felsblöcken an und entschieden sich doch für die kleineren Steinchen. Schuhe angezogen, Arme ausgeschüttelt und los ging’s! Motivation! In Rekordzeit jagten sie durch unglaubliche 33 Boulder hintereinander!! Die größeren Steinchen wurden allerdings aufgrund des gerölligen Absprunggeländes und der nicht vorhandenen 10 Crashpads als unzumutbar empfunden. Nach einem kurzen Abstecher zum ‚Kuchenferner‘ war diese mega aktive Phase auch schon wieder vorbei und die Knödel riefen zum Abendessen.
Im Anschluss daran wagte es ein todesmutiger Bergsteiger vom Nachbarstisch doch tatsächlich, sich zum „UNO-EXTREME“-Spielen zu den Abseilern zu gesellen. Anfangs völlig überfordert sammelte er Strafkarte um Strafkarte. Das konnte der bisherige Kartenkönig jedoch auf keinen Fall auf sich sitzen lassen und holte sich seinen Titel als Schlafmütze bald wieder zurück. Achtung, hau drauf!
Und nun Freitag, der letzte Tag: Auf einmal wurde den Abseilern bewusst, dass sie bald wieder heimfahren mussten! Das brachte sie wundersamerweise dazu morgens zügig zu packen und direkt nach dem Frühstück loszulaufen!! ‚Faselfadspitze‘ hieß ihr Ziel. Über Geröllfelder, Schneeflecken, Leitern und Drahtseile kraxelten sie steil hinauf bis auf den kalten Gipfel in knapp 3000 Metern Höhe. Ein paar Nüsse, ein Eintrag ins Gipfelbuch, ein obligatorisches Beweisfoto nach 100 Versuchen – und schon ging’s wieder runter. Nur eine kurze Pause an der Hütte, ein schneller Abschied. Die Abseiler waren später dran als geplant, aber noch kein Grund zur Sorge. Unter Ächzen und Stöhnen wurden die bleischweren Rucksäcke aufgesetzt und man fragte sich, wozu das ganze Klettermaterial eigentlich hochgeschleppt worden war… Erstaunlicherweise waren die Abseiler sogar motiviert am Wandern, schauten bei strahlendem Sonnenschein sehnsüchtig auf den See – um reinzuspringen blieb keine Zeit mehr – und lächelten jedem vorbeifahrenden Autofahrer hoffnungsvoll zu, um dann enttäuscht auf die volle Rückbank zu schauen. Warum zum Teufel fuhren alle leeren Autos nur nach oben??!
Ein erschrockener Blick auf die Uhr, immer größere Schritte, wachsende Nervosität und Angst, aber das Talende war noch lange nicht in Sicht. Allmählich schwand auch den Optimisten der letzte Rest Hoffnung, den Zug noch rechtzeitig zu erwischen. Doch da! Ein Jeep von oben! Nur ein Blick auf die verzweifelten Dackelblicke der Abseiler genügte. Im Handumdrehen saßen sie auf der Ladefläche und klammerten sich an allem Greifbaren fest, als der Jeep in einer großen Staubwolke runter ins Tal sauste. Dann die letzten Meter zum Bahnhof, Rucksack runter, Schuhe aus, rein in den Zug, geschafft! Seltsamerweise gab es auf der Rückfahrt keine einzige Zugverspätung (Erstaunlich, Deutsche Bahn!) und die Abseiler kamen müde in Radolfzell an – von einer Ausfahrt (fast) voller Mittwoche.
Gideon, Jacob, Elisa, Naima, Sarah
P.S.: Hier noch ein kleiner Insider der Outsider: KASSA!*