Hochtourenwoche Tierberglihütte

Freitag 26.07
Wir sind mitten in der Nacht (halb sechs Uhr morgens!) in Radolfzell in den Zug gestiegen. Jetzt sind wir in der Schweiz am Sustenpass angekommen und beginnen die fröhliche Wanderung bei schönstem Sonnenschein zur Tierberglihütte. Das schwere Tourengepäck mit der Hochtourenausrüstung macht sich schon bald bemerkbar. Durch leichtes Kraxelgelände bahnen wir uns den Weg nach Oben. Pünktlich zum Abendessen kommen wir in der Hütte an und stellen fest, dass die Betten gemütlich aussehen und einen direkten Blick ins Bergpanorama erlauben. Inzwischen hat sich auch Clemens, unser dritter Jugendleiter und Hochtourenexperte zu uns gesellt. Wir genießen zufrieden das 4-Gänge-Menu, sammeln die Erwartungen für die nächsten Tage und fallen dann müde ins Bett.

Samstag 27.07
Pünktlich um 6 Uhr reißt uns der krähende Hahn aus dem Schlaf. Noch etwas müde torkeln wir zum Frühstück um danach gut gestärkt und mit Steigeisen ausgerüstet den Gletscher zum ersten Mal zu betreten. Zuerst bauen wir einen T-Anker den wir danach auch testen. Alle halten! Dann binden wir uns in zwei Seilschaften ein und üben das Laufen auf dem Gletscher. Bei einer Gletscherspalte halten wir an und nacheinander dürfen Alle einmal reinspringen. Die Anderen ziehen im Manschaftszug alle wieder raus. Nach einer Weile wird es ganzschön anstrengend, weshalb wir zurück zur Hütte laufen und dort unser Mittagsvesper genießen. Nach einer kurzen Mittagspause, die uns leider mehr Energie raubt als gibt, machen wir noch einen Steigeisenparcours auf dem Eis. Immer steilere Steigungen erklimmen wir vorwärts und rückwärts auf den Steigeisen. Abends genießen wir erneut das 4- Gänge Menu. Nach einer Murneltierreflexionsrunde zum heutigen Tag folgt die Tourenplanung für morgen. Schnell einigen wir uns den Vorderen Tierberg anzusteuern. Nach einer kurzen Massagerunde schlafen wir ein.

Sonntag 28.07
Der Dreckshahn ist immer noch da (erste Morddrohungen folgen). Meta verspricht mit ihm zu Reden. In der Hoffnung, dass das helfen wird machen wir uns fertig und stehen fast alle zu spät zum Treffpunkt vor der Hütte. Während wir langsam den Tierberg erklimmen kommen uns bereits viele Seilschaften entgegen obwohl es erst Vormittag ist. Dank dem Seil was uns alle verbindet, kommen wir zügig voran und sind schon bald auf dem Gipfel der natürlich völlig in den Wolken hängt. Aus den Gipfelfotos werden, dank der weißen Nebelwand hinter uns, also Passfotos. Auch der Abstieg erfolgt wieder flott und bald schon sitzen wir mit Ovomaltinebroten wieder vor der Hütte. Nach der kurzen Mittagspause die der Hahn recht unhöflich stört, teilt sich die Gruppe auf. Die einen beginnen mit einer Runde Schneefeldrutschen und genießen dann einen entspannten Nachmittag, während die anderen zusätzlich lernen wie man eine Eisschraube richtig setzt und einen kleinen Klettersteig durch den Gletscherbruch aufbauen. Das Schneefeldrutschen ist extrem lustig. Wir üben mit und ohne Pickel mit Kopf voran, auf dem Bauch oder Rücken…
Zum Abendessen gibt es, wer hätte das gedacht, wieder die gleiche Gemüsesuppe wie die letzten beiden Tage und Nudeln die wir brav auf Vorrat stopfen (das Frühstück der Hütte ist etwas mau). Die heutige Tourenplanung ergibt, dass morgen das Sustenhorn unser Ziel ist.

Montag 29.07
Ha, heute wecken wir den Hahn, denn unser Wecker klingelt schon um 4 Uhr. Pünktlich treffen wir uns vor der Hütte. Noch ist es dunkel und der Mond leuchtet über den fernen Bergketten. Da es etwas kalt ist beeilen wir uns die Steigeisen anzuziehen und marschieren in den gewohnten Seilschaften los. Während wir den ersten Kilometer auf dem Gletscher zurücklegen geht die Sonne langsam auf. Wenig später finden wir den ersten steilen Anstieg unserer Tour. Wir suchen uns einen sicheren Weg durch die Spaltenlandschaft und kommen auf eine weite weiße Ebene. Bevor der eigentliche Gipfelanstieg beginnt machen wir eine kleine Riegelpause und laufen dann ohne längere Pausen den langen Hang hinauf. Kurz vor dem Gipfel am Ende des Gletschers lösen wir die Seilschaften auf und genießen die tolle Aussicht beim Panoramapinkeln. Es ist arschkalt, also erklimmen wir schnell noch die letzten paar Höhenmeter und stehen schließlich verfroren aber glücklich auf dem Sustenhorn auf 3503 Metern Höhe. Unser bisher höchster Murmeltiergipfel!
Zur Belohnung gibt es Gipfelgummibärchen für alle. Die Gipfelfotos sehen vor der weißen Wolkenwand mal wieder aus als hätten wir uns in voller Montur in ein Fotostudio gestellt. Weil allen kalt ist spielen wir Laurenzia, normalerweise unser Endgegner aber mit komplett kalten Zehen schaffen wir wirklich mal die ganze Woche. Der Abstieg vom Sustenhorn ist sehr lustig. Unsere Seilschaft beginnt immer zu rennen sobald es steil wird. Das fühlt sich wie eine Mischung aus Skifahren und Schlittschuhlaufen an. Alles in allem war das Sustenhorn ein echtes Highlight, so kehren wir gegen Mittag wieder an der Hütte ein und essen erstmal ausgiebig Mittag. Abends treffen wir uns in einem wunderschönen Sonnenuntergang wieder und singen melancholische Lieder über die Berge und das Fernweh, schon etwas traurig, dass es schon der letzte Abend ist. In diesen Momenten kehrt bei Allen Ruhe ein und so fallen wir kurze Zeit später ins Bett.

Dienstag 30.09
Bei der gestrigen Abendlichen Besprechung hat sich eine kleine Gruppe gebildet die noch vorm Frühstück also um 4 Uhr nachts auf den vorderen Tierberg läuft.
Müde und alle auch noch etwas schlecht gelaunt wühlen wir uns aus unseren kuscheligen Betten. Im dunklen komplett still stapfen wir vor allen andern auf den Berg. Oben angekommen finden wir unsere Sprache wieder und genießen den wirklich unbeschreiblich schönen Sonnenuntergang! Wirklich freudig machen wir Fotos und essen Gipfel Schokolade. Dann machen wir uns auf den Weg runter zu den Anderen und zum Frühstück. Nach dem Frühstück packen wir alle unsere Rucksäcke und beginnen den Abstieg. Früher als wir wollen müssen wir Clemens verabschieden da er vor uns zum Zug muss. Dank ihm durften wir diese Abendteuer überhaupt erleben! Unterwegs machen wir noch eine kleine Badepause an einem winzigen aber wirklich wunderschön türkisfarbenen Gletschersee. Er ist eiskalt (kommt ja auch direkt aus dem Eis;) aber ein paar Mutige wagen trotzdem einen Schwimmzug. Ein paar Stunden später stehen wir wieder unten an der Bushaltestelle, etwas traurig weil die Zeit so schnell verflogen ist. Die Heimfahrt verläuft fast reibungslos, nur in Zürich fällt dann unser Zug aus und wir müssen eine Bahnhofsrally zum Infoschalter und dann auf ein neues Gleis machen. Zürich ist echt ein Labyrinth. Nun sind wir wieder müde in Radolfzell angekommen und freuen uns schon riesig auf das nächste Murmeltierabendteuer!

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