Nachdem wir mit viel zu scharfer Spaghetti mit Tomatensoße am Donnerstagabend im Jugendraum in Radolfzell gestartet sind, warteten 9h Zugfahrt ohne Verspätung auf uns. Angekommen am vermeintlichen Ziel stellten wir aber fest, dass schon die ersten zusätzlichen Höhenmeter in strömendem Regen vor uns lagen, weil wir zu früh aus dem Bus ausgestiegen waren.
Nach einer trocknenden ersten Nacht auf dem Niedersachsenhaus mussten wir am Morgen feststellen, dass wegen Regen, Gewitter und Nebel die Wanderung über den Grat zur Duisburgerhütte zu risikoreich war. Nichtsdestotrotz verlief der zweite Tag Dank eines zugelaufenen Hundes aus dem Tal abwechslungsreicher als anfangs gedacht, da Lucy uns trotz Verscheuchungsversuchen immer wegtreu begleitete. Zum Glück hieß die Duisburgerhütte uns, auch trotz Lucy und pitschnassen Kleidern und Rucksäcken, willkommen und organisierte die zweistündige Heimfahrt für unseren liebgewonnenen Hund. Trotz der netten Hütte war das dritte Mal Spaghetti mit Soße hintereinander allerdings nicht ganz das Highlight... Der wenige Platz hielt uns aber nicht davon ab, auch hier unsere Sachen zu trocken, nur um sie am nächsten Tag erneut vom Regen durchnässen zu lassen.
Nach der längsten Etappe zur ersten Selbstversorgerhütte mit 17km und 800 hm, Schuttklettern im Schnee-Hagel-Gemisch und Frühstück in der Biwakschachtel hat unser Ofenprofi Eira die gemütliche Mindenerhütte für uns auf 26°C aufgewärmt.
Gestärkt durch Polenta, einer langen, warmen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück verließen wir die Hütte mit Hoffnung auf einen regenfreien Tag, die sich leider noch nicht erfüllen sollte.
Die kürzeste Etappe zum Hannoverhaus, das mit leckerer Linsensuppe und warmer Stube auf uns wartete, erwies sich als guter Erholungsort, um in den sehnlich erwarteten regenfreien Wandertag zu starten, mit dem Osnabrückerhaus als Ziel. Dieses lag glücklicherweise an einem erfrischenden Bach, an dem wir unsere ermüdeten Beine kühlen konnten. Das freundliche Hüttenpersonal schenkte uns sogar auf Nachfrage neben Mehl noch unerwartet leckere Linzertorte, die wir sehr genüsslich aßen. Das Mehl war zwar zusätzlicher Ballast für unsere schweren Rucksäcke, doch erwies es sich als super Idee, um auf der folgenden Selbstversorger-Celler Hütte als Nachtisch Pfannkuchen mit selbstgepflückten Blaubeeren zu essen. Kuschelig wurde es außerdem, weil wir die 8 vorhandenen Betten unter 10 Menschen aufteilen mussten, dafür wurden wir mit interessanten Gesprächen mit weiteren Wanderlustigen belohnt. Am Morgen wurden wir dann durch einen wunderschönen Sonnenaufgang geweckt.
Die Lassacher Winkelscharte zeigte uns neben der Hochalmspitze auch deutlich, warum man bei „Achtung Stein!“ nicht nach oben schauen sollte. Auch das mitgebrachte Seil kam sogar schon beim Zustieg und auch im lückenhaften Klettersteig zum Einsatz.
In der Gießener Hütte wurden wir dann mit einer riesigen Pfanne gebratener Knödel, Krapfen mit Marmelade, zwei Runden Snacks und Popcorn verwöhnt. Dabei und mit österreichischer Livemusik haben wir dann unseren „Ruhetag“ geplant, der um 5:45 Uhr mit einem Halbpensionsfrühstück begann. Denn es standen die 3000er Schneewinkelspitz und Säuleck auf dem Plan, die für viele die ersten so hohen Berge waren. Außerdem war nochmal ein Klettersteig entlang eines sehr schönen Grats dabei, der uns nicht nur einen tollen Mittagessensplatz, sondern auch eine wolkenlose Aussicht bescherte.
Weil der Ruhetag aber noch nicht ganz voll genug war, sind vier von uns am nächsten Morgen eine Stunde früher auf den Hausgipfel der Gießener Hütte losgezogen (unser Motto: schlafen kann man, wenn man tot ist :-), um dann zur letzte Selbstversorgerhütte über eine Menge Geröll zu wandern.
Die Mooshütte war trotz Reservierung bereits von einer vierköpfigen, ur-österreichischen Familie bewohnt, sodass wir aus fünf Schlafplätzen sieben machen mussten. Doch bevor es so weit war, waren wir noch im sehr erfrischenden Stausee baden und konnten dann auf dem Dach noch zahlreiche und wunderschöne Sternschnuppen beobachten.
Über kleinere Umwege und einem weiteren Gipfel (Reißeck) sind wir schließlich auf unsere letzte Hütte, die Reißeckhütte, gelaufen. Dort waren wir die einzigen Gäste (könnte evt. damit zusammenhängen, dass die Hütte keine 10 Meter hinter einer riiiieeeesigen Staumauer steht), wurden aber mit köstlichen Erdapfelnudeln versorgt und haben von der Tochter der Hüttenwirtin bei Nacht noch eine Tour durch ein nahegelegenes verlassenes Hotel bekommen. Als unsere Jugendleiter dann nachkamen, rannten wir panisch davon, weil wir dachten,erwischt worden zu sein.
Das Sterneschauen auf der naheliegenden Staumauer hat uns dann aber wieder so gut entspannt, dass einer sogar eingeschlafen ist. Vollgepackte und anstrengende Tage also...
Sogar der Abstieg und die Heimfahrt waren noch einmal ereignisreich: Der anfangs scheinbar gute Weg entwickelte sich über einen Trampelpfad bis hin zu einem Dickicht, das mit allem möglichen bestritten wurde und uns sieben Purzler bescherte. Der angebliche Wanderweg war nicht mal mit ganz viel Fantasie sichtbar.
Wieder angekommen in der Zivilisation und gestärkt durch ein Eis kamen zwei von uns ohne Umstände nach Freiburg zurück. Die anderen fünf erwartete noch ein verspäteter Zug und ein Zug, der nicht ganz bis zum Endbahnhof fuhr. Dafür konnten wir die 35min Umsteigezeit in Friedrichshafen noch einmal sehr schön nutzen – entweder zum Pizzaholen oder um unter Sternen noch einmal baden zu gehen.
Wir hatten 11 sehr erlebnisreiche schöne Tage in den Hohen Tauern mit einer coolen Gruppe und ganz viel Spaß! Wir freuen uns schon auf nächste Bergabendteuer.