Hochtour Val Sarsura

Normalerweise könnte man den Bericht so beginnen: Alle gehen am Bodensee schwimmen und was machen wir? Wir gehen ins Hochgebirge auf das ewige Eis. Naja nicht ganz, letzteres stimmt zwar, aber zuhause ist kein Badewetter. Und das mit dem „ewigen“ Eis sollte man vielleicht auch nochmal überdenken, denn Gletscher sind längst nicht mehr „ewig“. So weit so gut, fest steht aber, dass es wieder Zeit für eine Hochtouren-Grüfi (gruppenübergreifende Ausfahrt) war. Also trudelten am Montagmorgen neun junge Bergsteiger:innen am Döbele in Konstanz ein und quetschten sich mit all ihrem Gepäck in zwei Autos. Nach einer gefühlt endlosen Autofahrt nach Zernez, im Graubünden in der Schweiz waren wir dann ganz glücklich uns nicht mehr wie Ölsardinen in einer Konserve zu fühlen. Dafür durften wir uns nun wie Packesel fühlen. Denn ein Rucksack voll mit Kleidung, Essen, Klettergurt, Steigeisen, Pickel und sogar noch Schlafsack, Isomatte & Tarp ist ganz schön schwer. Also hoch den Berg: anfangs über einen breiten Forstweg, dann über Wiesen, durch Wälder und irgendwann war da kein Weg mehr. Unser Ziel, der Lai da Pülschezza, ist nämlich nur durch einen weglosen Aufstieg durch das Val Sarsura zu erreichen. Einige Stunden später als geplant erreichten wird dann endlich den traumhaften Bergsee, wo wir unser Lager mit einem Tarp aufbauten.
Am nächsten Tag stand der erste Gipfel auf dem Tagesprogramm. Für ein paar von uns waren es die ersten Schritte auf einem Gletscher. Also wurde unter anderem erstmal Gehtechnik mit Steigeisen, Laufen in Seilschaften und das verantwortungsbewusste Verhalten auf dem Gletscher thematisiert, bevor es richtig los ging. Zum Piz Sarsura Pietschen auf 3132m bedurfte es aber gar nicht so viel Wegstrecke auf dem Gletscher. Stattdessen ging es nach dem kurzen Gletscherstück über Geröllfelder und Felsen nach oben. Und wir wurden mit einer herrlichen Aussicht belohnt! Aber trotz perfektem Wetter, war es ganz schön kalt oben, sodass wir uns bald wieder an den Abstieg machten. Nachmittags hüpften dann noch ein paar ganz mutige in den Bergsee an unserem Lagerplatz, bevor wir nochmal für ein paar praktische Übungen zu Sicherungstechniken im alpinen Gelände an den Fels loszogen.
Das neu erworbene Wissen konnten wir dann am nächsten Tag auch gleich an unserem zweiten Gipfel austesten. Zuerst liefen wir eine ganze Weile über den Gletscher, nur kurz über Geröll und dann hieß es Kletterei: manchmal leicht, manchmal etwas schwerer, manchmal am Seil gesichert, manchmal strahlende Sonne, manchmal ein Hauch von Regen – es war alles dabei. Aber das Bezwingen des Gipfels war phänomenal! Und auch an diesem Tag wurde unser Sicherheitswissen für Hochtouren noch gefestigt und erweitert. An einem Windkolk übten nachmittags wir wieder fleißig, wie man zum Beispiel seine Freunde aus einer Spalte rettet.
Tja und dann war auch schon Donnerstag. Aber der Großteil der Gruppe hatte sogar noch genug Energie, um einen weiteren Gipfel mitzunehmen, bevor es wieder an den Abstieg ging. Dieses Mal haben wir sogar zwei kleine Brücken gefunden, sodass wir nicht quer durch den reißenden Fluss mussten, so wie das beim Hinweg der Fall war. Und so vergehen vier super erlebnisreiche Tage, bei denen wir alle viel gelernt haben und die wunderschöne Landschaft wird uns wohl noch ewig im Kopf bleiben – oder eben auf den vielen Fotos, die wir gemacht haben.

Von Lisa Genseleiter

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